Jahrhunderte später erwies sich die Westseite der Dardanellen als entscheidend für die moderne Militärgeschichte: Gallipoli. Die Schlacht von Gallipoli im Ersten Weltkrieg begann im Februar 1915 mit einem gescheiterten Versuch der alliierten Marinekommandos, die osmanischen türkischen Festungen in den Dardanellen anzugreifen. Nach mehreren Monaten zermürbender Grabenkämpfe endete sie schließlich im Januar 1916. Zu diesem Zeitpunkt waren auf beiden Seiten ungefähr 250.000 Opfer zu beklagen. Während die Niederlage der Entente-Mächte in Gallipoli und der vergebliche Versuch, die Sackgasse an der Westfront zu durchbrechen, den Sieg der Osmanen bedeuteten, sollten die hier geführten Kriegshandlungen in ihrem gesamten Umfang und in ihrem Ausmaß den Lauf der Geschichte nachhaltig verändern, nicht zuletzt für die osmanische Armee, deren Kommandeur in Gallipoli schließlich zum ersten Präsident der Türkei wurde: Mustafa Kemal Atatürk.
Jan Morris, die große walisische Historikerin, schrieb: „Alles, was im Zusammenhang mit Gallipoli stand, hatte sich verschworen und dieser Fluch der tragischen Noblesse lastete schwer auf den Männern. Die Halbinsel selbst war verflucht, doch nicht von Geistern wurde sie heimgesucht, sondern von deren Abwesenheit. Es war ein dürrer, verlassener Ort … seine Hügel, von deren Gipfeln man die Meerenge auf einer Seite und die Ägäis auf der anderen sehen konnte, waren von duftendem Buschwerk bedeckt; da lag es karg und aromatisch, ein Land hoch über der See voller Wasserfurchen und Schluchten. Im Sommer konnte es wunderschön sein: die stille Meerenge unten, das tiefe Blau der Ägäis mit ihren Inseln … in Sichtweite über dem Wasser ragte der Berg von Troja mit seinen Erinnerungen an seine großen Tage auf. Unten lagen die Dardanellen, die so viele Krieger, Könige und Pilger im Laufe der Jahrhunderte passierten.“
Ein Besuch im historischen Nationalpark der Halbinsel Gallipoli (Gelibolu) ist wirklich ein Erlebnis, das Sie so schnell nicht vergessen werden. In seinem Herzen befindet sich das Märtyrerdenkmal von Çanakkale am südlichen Ende der Halbinsel. Das fast 42 Meter hohe Denkmal ist den türkischen Soldaten gewidmet, die im Kampf ihr Leben ließen oder verletzt wurden. Die Gräber von 59.408 identifizierten türkischen Soldaten befinden sich in unmittelbarer Nähe. In der Bucht Anzak Koyu landeten am 25. April 1915 in nur zwei Stunden rund 4.000 australische und neuseeländische Soldaten (Anzac ist eine Abkürzung für „Australian and New Zealand Army Corps“). An die Anzac-Soldaten, die in der Battle of Lone Pine (Schlacht an der Einsamen Pinie) fielen, wird auf dem Lone Pine Cemetery (Friedhof Einsame Pinie) erinnert. Weitere berühmte Sehenswürdigkeiten: Sie können das Plugge‘s Plateau besuchen, wo Sie noch immer die Grabenlinien am Weg sehen können, dann den Beach Cemetery (Strandfriedhof), Hell Spit (Auswurf der Hölle), das Shrapnel Valley (Schrapnell-Tal), Brighton Beach (Strand von Brighton) und Quinn‘s Post (Quinns Posten). Das Denkmal für das 57. Infanterieregiment ist ein bedeutendes türkisches Kriegsdenkmal und das 1925 errichtete Chungb-Bair-Denkmal erinnert an Neuseelands Soldaten, die den alliierten Mächten hier im August 1915 einen flüchtigen Erfolg bescherten.